Passion

1982 – 1984

1982 beendete ich mein Studium in Leipzig; zur selben Zeit löste sich FUNDAMENT auf. Das war ein herber Schlag für mich, hatte ich hier doch 9 Jahre meines Lebens verbracht. Die Band war meine Familie, Musik mein ein und alles.

Laut Hochschulabsolventengesetz war die Uni verpflichtet, mir einen Job anzubieten und das tat sie auch. Nun hatte ich offiziell erklärt, nicht in die SED eintreten zu wollen – und das als Lehrer für Marxismus/Leninismus mit keinem ganz schlechten Abschluß. Das war den Kollegen da oben nicht eben geheuer und ich wurde ein um`s andere mal abgelehnt. Nicht mal die Fachschule für Kindergärtnerinnen in Dahlen (bei Wurzen) wollte mich. Und für mich wäre solch ein Job in der hinterletzten sächsischen Provinz ein Graus gewesen…

Nun hörte ich von PASSION, daß deren Drummer zum Wehrdienst eingezogen würde. Die machten eine „Art“ Kunstrock, der sich an mittelalterliche, kontrapunktische Strukturen anlehnte und waren zu dieser Zeit sehr angesagt. Der Probenraum der Band war in Merseburg (bei Leipzig). Ich fuhr mit dem Bus (ein Auto besaß ich gar nicht) dort hin, hatte das Glück des Tüchtigen, spielte vor und war dabei. Einer der coolste Tage meines Lebens, davon könnt ihr mal ausgehen! Mir winkten richtige Tourneen – sogar im Ausland – Produktionen im Rundfunk und eine Schallplatte. Außerdem das Fernsehen. Und natürlich wollte ich in`s Fernsehen. An Eitelkeit fehlt es mir nicht.

Es war ein neues Leben, das sich mir auftat: Viel Erfolg, viel Geld, `ne Menge Frauen. Vor allem aber: gute, eigene Musik, kein covern mehr, einfach musikalisch erwachsen werden. Herrlich!!!

P.S.: Das mit dem vielen Geld stimmt – ich erinnere mich an 4000 Mark, die ich in einem Monat mal verdiente – aber wir brauchte diese Kohle anfänglich permanent, um Instrumente, PAs usw. zu kaufen, die notwendig waren. Ein gutes Schlagzeug kostete mindestens 2000 Westmark. Und für eine Westmark mußte man 5 Ostmark hinlegen. Aber Scheiß drauf: wer mehr über Geld nachdenkt, als über seine Songs, hat in der Welt der schönen, wichtigen, ernst zu nehmenden Lieder sowieso nichts zu suchen.

 

 

1982 Passion

Dezember 1982 mit Passion an der Trasse. Links L. Salzwedel, später Karussell.

Die DDR baute an einer Erdgas-Pipeline, die von der Sowjetunion bis an die Ostgrenze der DDR führte, mit, Trasse genannt, die sie mit demselben versorgen sollte. Wir in der jetzigen BRD profitieren heute noch davon.

Es sind keine großen Bühnen gewesen dort, das Publikum waren die Knuffer, die Erdarbeiter, Rohrverleger. Die hatten Schaufeln und Bagger, wir die Instrumente. Es wurde gesoffen wie`s Schwein. Fernab der Heimat. Schöne Erinnerung…