40 Jahre Delle.

Wenn man’s schon nicht ändern kann – dachte ich mir – sollte mein vierzigster Geburtstag 1998 wenigstens gebührend gefeiert werden! Die Idee war, einige der Bands, in denen ich schon gespielt habe, zu aktivieren bzw. reaktivieren und mit denen vor Publikum zu spielen. Paula Seibel, eine Managerin, die mit ihrer Agentur u.a. Silly und auch Gundermann & Seilschaft betreute bzw. betreut hatte, machte für mich zwei Termine im sog. „Tränenpalast“ in Berlin klar. Dieser heisst so, weil im selben Gebäude (direkt am S-Bahnhof Friedrichstrasse gelegen) bis zur Wende die Leute kontrolliert und abgefertigt wurden, die mit der S- oder auch U-Bahn nach Westberlin ausreisen konnten. Ob da immer Freudentränen flossen, kann bezweifelt werden. Klausi (1976, der von der gleichnamigen Renft-Combo) und auch ich (1989) gehörten übrigens auch dazu.

Es wurden 2 ausverkaufte Konzerte daraus – ca. 900 Leute passten jeweils in den Saal. Die Bands, bei denen ich trommelte, und das jeweils 4 Stunden am Stück, waren Blue-Stift, B.J.Gordon & lovers and friends, Passion, Jonathan Blues Band, Die Wilderer, Cäsars Rockband und natürlich Renft. Zusammen mehr als 30 Musiker auf der Bühne! Gäste gab es auch: Andy Wieczorek an Saxophonen und viel anderem, Pitti Piatkowski an der Gitarre, Jens Tannert als Perkussionisten und Kuno Kunert. Pitti kannte ich schon seit seinen City-Zeiten als Kollegen, Andy sowieso aus ungezählten musikalischen Begegnungen, z.B. bei Gundermanns Seilschaft oder aus der Zusammenarbeit mit Thomas Putensen, Kuno allerdings hatte ich noch nicht kennenlernen können. Ich fand, er ist umgänglich, hoch professionell und eine absolute Rampensau.  Nebenbei: Am Vormittag des diesen Konzerten folgenden Tages – mit reichlich Restalkohol in der Birne – trafen Heinz Prüfer (der damalige Renftgitarrist) und ich sich mit Kuno und besiegelten eine Zusammenarbeit, die als „Klaus Renft-Combo“ bis 2005 Bestand hielt.

Zurück beim Geburtstag: Big Joe Stolle (Zenit),  zweieinhalb Zentner Blues geformt als Körper, bekam als Conferencier der 2 Abende dieselbe Kohle wie wir alle: 109 DM pro Abend…

Ich hatte Rio Reiser die Idee, daß ich mich in meinem 40. Lebensjahr als Schlagzeuger gefeiert sehen möchte, mal angedeutet und er fand das cool. Gundi Gundermann fragte ich ebenfalls ein paar Monate vor diesem Gig. Ich glaube, er fand, ich sei ein eitler Sack. Wie auch immer: Beide lagen zum Zeitpunkt der Konzerte leider, leider schon unter der Erde…

Fragt mich nicht, weshalb die anderen Bands nicht mit mir feierten. In meiner Erinnerung hatte Tino Eisbrenner keinen Bock (und der ist wirklich eitel!), mit dem anderen Tino, dem Standhaft, hatte ich mich zu der Zeit vermutlich verworfen, an Michelle Shocked in Kanada kam ich für 109 Mark sowieso nicht ran, Lutz Kerschowski vergaß ich eventuell zu fragen usw. usf.

Es fällt inzwischen schon Einiges dem Vergessen anheim.